Trost
Wenn in langen trüben Stunden
Unser Herz beinah verzagt,
Wenn, von Krankheit überwunden,
Angst in unserm Innern nagt;
Wir der Treugeliebten denken,
Wie sie Gram und Kummer drückt,
Wolken unsern Blick beschränken,
Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt,
O dann neigt sich Gott herüber,
Seine Liebe kommt uns nah,
Sehnen wir uns dann hinüber,
Steht ein Engel vor uns da,
Bringt den Kelch des frischen Lebens,
Lispelt Mut und Trost uns zu,
Und wir beten nicht vergebens
Auch für die Geliebten Ruh.
Novalis
Wie können die Toten wirklich tot sein, solange sie
in unseren Herzen weiterleben? Indianerweisheit
Mich läßt der Gedanke an den Tod in völliger
Ruhe, denn ich habe die feste Überzeugung, daß
unser Geist ein Wesen ist von ganz unzerstörbarer Natur:
es ist ein fortwirkendes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es ist
der Sonne ähnlich, die bloß unseren irdischen Augen
unterzugehen scheint, die aber eigentlich nie untergeht, sondern
unaufhörlich fortleuchtet.
Johann Wolfgang von Goethe
(1749 - 1832), deutscher Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler
und Staatsmann
Der Tod, das ist die kühle Nacht,
Das Leben ist der schwüle Tag.
Es dunkelt schon, mich schläfert,
Der Tag hat mich müd gemacht.
Heinrich Heine
(1797 - 1856), eigentlich Harry Heine, deutscher Dichter,
Erzähler und Romancier
Siehe, die Trauer, sie ist des Trauernden einziger Trost.
Robert Hammerling
(1830 - 1889), österreichischer Roman-
und Bühnenautor
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich
kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und
Stab trösten mich. Und ich werde bleiben im Hause des
Herrn immerdar.
Psalm 23.4
Die Tränen sind des Schmerzes heilig Recht.
Franz Grillparzer
(1791 - 1872), Wiener Hofkonzipist und Burgtheaterdichter
Und Tränen fließen gar so süß,
Erleichtern mir das Herz.
Johann Wolfgang von Goethe, Trost in Tränen
Ein Mann, der Tränen
streng entwöhnt,
Mag sich ein Held erscheinen;
Doch wenn's im Innern
sehnt und dröhnt,
Geb ihm ein Gott zu weinen.
Johann Wolfgang von Goethe, Sprüche
Der Tränen Gabe,
sie versöhnt den grimmsten Schmerz;
Sie fließen glücklich,
wenn's im Innern heilend schmilzt.
Johann Wolfgang von Goethe, Pandora (Epimetheus)
Ich weine wohl oft bittre, bittre
Tränen, aber eben diese Tränen
sind es, die mich erhalten.
Susette Gontard, Briefe (an Friedrich
Hölderlin, Januar 1799)
Der Schmerz ist ein Eigentum,
wie das Glück und die Freude.
Friedrich Hebbel, Tagebücher
Du kamst, du gingst mit leiser Spur,
Ein flüchtiger Gast im Erdenland;
Woher? Wohin? Wir wissen nur:
Aus Gottes Hand in Gottes Hand.
Ludwig Uhland, Auf den Tod eines Kindes
ob das wohl möglich ist
an dich denken
so lange
so fest
wie an sonst gar nichts
an dich glauben
so tief
so stark
wie an sonst niemand
an dich halten
so sanft
so weich
wie an sonst nichts
dich also
denken
glauben
halten
und damit
dich lieben
so lange
so fest
so tief
so stark
so sanft
so weich
und sonst
gar nichts
ap, 2003
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