Tröstende Worte


Herbst
(1902)
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke

Lis Bickel und Daniela Tausch-Flammer
In meinem Herzen die Trauer

Tröstende Worte zum Thema Tod und Verlust finden Sie auch in diesem Buch. Rilke, Hesse, Goethe, Bonhoeffer u.a. begleiten Sie in ihrer Trauer mit Gedichten und Texten.

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Trost

Wenn in langen trüben Stunden
Unser Herz beinah verzagt,
Wenn, von Krankheit überwunden,
Angst in unserm Innern nagt;
Wir der Treugeliebten denken,
Wie sie Gram und Kummer drückt,
Wolken unsern Blick beschränken,
Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt,
O dann neigt sich Gott herüber,
Seine Liebe kommt uns nah,
Sehnen wir uns dann hinüber,
Steht ein Engel vor uns da,
Bringt den Kelch des frischen Lebens,
Lispelt Mut und Trost uns zu,
Und wir beten nicht vergebens
Auch für die Geliebten Ruh.
Novalis


Wie können die Toten wirklich tot sein, solange sie in unseren Herzen weiterleben? Indianerweisheit


Mich läßt der Gedanke an den Tod in völliger Ruhe, denn ich habe die feste Überzeugung, daß unser Geist ein Wesen ist von ganz unzerstörbarer Natur: es ist ein fortwirkendes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es ist der Sonne ähnlich, die bloß unseren irdischen Augen unterzugehen scheint, die aber eigentlich nie untergeht, sondern unaufhörlich fortleuchtet.
Johann Wolfgang von Goethe
(1749 - 1832), deutscher Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler und Staatsmann


Der Tod, das ist die kühle Nacht,
Das Leben ist der schwüle Tag.
Es dunkelt schon, mich schläfert,
Der Tag hat mich müd gemacht.
Heinrich Heine
(1797 - 1856), eigentlich Harry Heine, deutscher Dichter, Erzähler und Romancier


Siehe, die Trauer, sie ist des Trauernden einziger Trost.
Robert Hammerling
(1830 - 1889), österreichischer Roman- und Bühnenautor


Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Psalm 23.4


Die Tränen sind des Schmerzes heilig Recht.
Franz Grillparzer
(1791 - 1872), Wiener Hofkonzipist und Burgtheaterdichter


Und Tränen fließen gar so süß,
Erleichtern mir das Herz.
Johann Wolfgang von Goethe, Trost in Tränen


Ein Mann, der Tränen
streng entwöhnt,
Mag sich ein Held erscheinen;
Doch wenn's im Innern
sehnt und dröhnt,
Geb ihm ein Gott zu weinen.
Johann Wolfgang von Goethe, Sprüche


Der Tränen Gabe,
sie versöhnt den grimmsten Schmerz;
Sie fließen glücklich,
wenn's im Innern heilend schmilzt.
Johann Wolfgang von Goethe, Pandora (Epimetheus)


Ich weine wohl oft bittre, bittre
Tränen, aber eben diese Tränen
sind es, die mich erhalten.
Susette Gontard, Briefe (an Friedrich Hölderlin, Januar 1799)


Der Schmerz ist ein Eigentum,
wie das Glück und die Freude.
Friedrich Hebbel, Tagebücher


Du kamst, du gingst mit leiser Spur,
Ein flüchtiger Gast im Erdenland;
Woher? Wohin? Wir wissen nur:
Aus Gottes Hand in Gottes Hand.
Ludwig Uhland, Auf den Tod eines Kindes


ob das wohl möglich ist

an dich denken
so lange
so fest
wie an sonst gar nichts

an dich glauben
so tief
so stark
wie an sonst niemand

an dich halten
so sanft
so weich
wie an sonst nichts

dich also
denken
glauben
halten

und damit

dich lieben
so lange
so fest
so tief
so stark
so sanft
so weich

und sonst
gar nichts

ap, 2003


Und wenn Du Dich
getröstet hast,
wirst Du froh sein,
mich gekannt zu haben.
Saint-Exupery

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